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Rekapitulation 2023 - Teil 1

tanjaschneider96

Wenn ich das letzte Jahr in einem Wort zusammenfassen müsste, wäre das Wort 
„Turbulent“ denke ich sehr passend. Denn das war es definitiv. Es ist so viel passiert, das ich mir nie hätte träumen lassen. So viele Erfahrungen von denen ich nun sagen kann: Ich habe es geschafft. Oder besser: "Ich habe es erlebt! Das kann mir keiner nehmen!" 
.


Das Jahr begann mit dem Kimono Contest für die Kanto Region in Chiba, bei welchem ich den dritten Platz in der Ausländer-Wertung belegte. Ein einmaliges Erlebnis, bei welchem ich viel an Selbstbewusstsein erlangte und was mir zeigte, das Übung und Wiederholung wirklich einen Unterschied machen.


Danach ging das Jahr weiter mit meinem Umzug nach Yugawara. Ich begann meinen neuen Beruf, für welchen ich ursprünglich nach Japan kam. So lange hatte ich davon geträumt in einem japanischen Hotel (Ryokan) zu arbeiten. Jetzt konnte ich es endlich umsetzen.

Ich will nicht sagen, dass der Start oder die Arbeit selbst einfach waren, doch ich kann sagen, dass ich in den 10 Monaten, welche ich effektiv gearbeitet habe, sehr viel lernen durfte. Sprachlich, geschäftlich und zwischenmenschlich. Ich bin so dankbar für die Freunde, welche ich in dieser Zeit gewonnen habe und für die Erfahrungen, welche ich machen durfte. Ich habe gelernt, dass die japanische Arbeitswelt, besonders in der Hotelbranche, noch immer sehr steif und unflexibel ist. Die Menschen hier sind überarbeitet und unterbezahlt. Ich habe Einblick erhalten in die Finanzen und wie das Hotel selbst diese Managed. Ich habe gesehen wie hier Prioritäten gesetzt werden und wie lange es braucht um Entscheidungen zu treffen und diese dann auch umzusetzen. Ich habe gelernt, dass das Wort „Konzept“ hier sehr wichtig ist und das sich alle Abläufe um dieses drehen. Veränderungen und damit eventuell verbundene Verbesserungen müssen verschiedene Ebenen durchlaufen, eh sie eventuell, unter gegebenen Umständen, umgesetzt werden.

Ich mag das Prinzip, wie in den Meetings kommuniziert wird, doch wenn es dann in die Umsetzung geht, sind die Abläufe hier zu steif, zu langsam und zu kompliziert. 
All diese Erfahrungen und Erkenntnisse werde ich in meine eigene Unternehmensgründung mit einfließen lassen, anders machen oder übernehmen.




Neben dem neuen Job entschied ich mich, meine Passion für Teezeremonie und Kimono weiterzuverfolgen. Ich schrieb mich für den zweiten Kimono-Kurs an der Schule ein, an welcher ich den Einsteiger-Kurs schon belegt hatte und arrangierte es so, das ich danach noch zum Teezeremonie-Unterricht bei meiner alten Sprachschule gehen konnte. Dadurch waren die drei flexiblen Wochenendtage, welche ich von der Arbeit zur Verfügung hatte von September bis Dezember verplant. Nun sahen meine Monate so aus, dass ich an meinen freien Tagen mit dem Zug nach Tokyo fuhr, um an den beiden Unterrichten teilzunehmen. Zwei Stunden mit dem Zug nach Tokyo und dann Abends wieder zwei Stunden zurück. Oft in überfüllten Zügen und ohne Platz zum Sitzen. War es anstrengend und energieraubend? Definitiv! Hat es sich gelohnt und mir extrem viel Freude und nebenher auch Zertifizierungen gebracht? Ja!

Ich bin dankbar, das ich es mir selbst erlaubt habe, die Wege abseits der Hauptstraße zu gehen, da diese mir Aussichten bescherten, welche ich mir nie hätte vorstellen können.


Dann Ende September die Entscheidung, den Beruf im Hotel zum Ende des Jahres zu beenden. Warum? War das nicht mein Traum? Hatte ich nicht dafür all die Strapazen auf mich genommen? 
Ja. Und daran hat sich auch nichts geändert. Doch ich war an dem Punkt an dem ich realisierte, dass dieses Ryokan in Yugawara nicht meinen Vorstellungen von einem guten Arbeitsplatz entspricht. Ich war an einem Punkt angelangt, an welchem ich nur noch arbeitete und nichts Neues mehr dazu lernte. Keine neuen Herausforderungen, keine neuen Schichten zu lernen, keine neuen Arbeitsabläufe. Ich war an dem Punkt, an welchem ich früh aufstand und auf die Arbeit ging mit dem Gedanken an die nächste Pause oder an den Feierabend. Und das war etwas, was ich absolut vermeiden wollte. Das Gefühl, nur zu arbeiten, weil man ja „musste“. Weil man sich dafür entschieden und einen Vertrag unterschrieben hatte und nicht, weil man wirklich Spaß an seiner Arbeit hat. Natürlich gab es Momente mit Gästen oder Kollegen, welche den Tag oder sogar Wochen erhellten, doch das Gesamtgefühl, mit welchem ich auf die Arbeit ging, hatte sich extrem verschlechtert. Ich lebte nur noch für den Beruf, hatte keine Freizeit und wenn ich einen freien Tag hatte musste ich ihn nutzen, um mich von der Arbeit zu erholen. Es gab Tage, an welchen ich keinen Himmel sah und von früh 10 Uhr bis Abends 22 Uhr auf der Arbeit war. Natürlich mit 4-5 Stunden Pause in der Mitte, doch gerade das war es, was solche Tage so anstrengend machte. Also entschied ich mich diesen Arbeitsplatz mit sehr viel Dankbarkeit und wundervollen Erinnerungen zu verlassen.


 

Dies gab mir die Möglichkeit wieder zu suchen. Wieder den Weg nach vorne einzuschlagen und nicht mehr im Kreis zu laufen. Schon allein der Gedanke daran, etwas Neues zu machen, erfüllte mich mit so viel Freude, dass die Angst davor keine neue Anstellung zu finden in den Hintergrund rückte. 
Ich wusste, ich wollte meine Passion für Kimono und Teezeremonie weiter ausleben und mein Wissen erweitern. Und was liegt da näher, als in die Kulturhauptstadt Japans, nach Kyoto, zu gehen. Zu arbeiten in einem Kimono-Laden, einem Kimono Verleih oder einem Unternehmen mit Teebezug. Ich bewarb mich hier und dort, stresste alle japanischen Plattformen und sammelte zu Beginn nur Absagen. Ende Oktober dann die erste Zusage von einer Firma, welche zwei kleine Läden in Kyoto hat und ein neues Kimono-Konzept entwickelt hat. Doch dazu in einem anderen Post mehr. Ich wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen welches, da ich noch in Yugawara lebte und nicht wirklich nach Kyoto fahren konnte, online stattfand. Ich lernte Menschen kennen, welche wie ich die Liebe zu Kimonos und Japans traditionellen Kleidungsstücken im Herzen tragen. Ein internationales Team, welches jedoch auf Japanisch kommuniziert. Genau das, was ich gesucht hatte. Ein paar Tage später erhielt ich die Zusage, dass sie mich gern Vollzeit anstellen würden und ich sagte natürlich zu. Nun war es an der Zeit für mich eine Wohnung in Kyoto zu finden, welche es mir ermöglichte mein Motorrad unterzustellen und nicht allzu weit von meinem neuen Arbeitsplatz entfernt lag. Wieder war es an der Zeit alle möglichen japanischen Plattformen zu stressen und mit Maklern in Kyoto in Kontakt zu treten. Wie sich dieser Prozess gestaltete werde ich in einem anderen Beitrag noch. Einmal genauer erklären.

Nach ein paar Wochen und einer fahrt nach Kyoto hatte ich eine Wohnung, welche meinen Ansprüchen entsprach und nicht die Welt kostete. Jetzt hieß es auch hier: Dokumente und Geld zusammensuchen, damit ich die Kaution und andere einmalige Gebühren bezahlen konnte. Nachdem das getan war hatte ich wieder einen freien Kopf und konnte mich darum kümmern, meinen Visawechsel vorzubereiten. Inzwischen werden sich einige bestimmt fragen: Visawechsel? Hatte sie nicht erst im Juli ein neues Visum bekommen? Ja, hatte ich. Doch in Japan ist es so, dass man manche Berufe nur mit bestimmten Visa ausführen darf. Für meine Anstellung im Ryokan brauchte ich ein Visum, welches mich dazu ermächtigte, auch mit Lebensmitteln umgehen zu dürfen. Jetzt, in Kyoto im Kimono Laden, brauche ich ein Visum, welches für internationale Interaktionen gedacht ist. Also alles etwas komplizierter als gedacht. Doch auch dazu gibt es noch einen extra Post. An dieser Stelle erst einmal Danke an alle die bis hier gelesen haben. Die Zeit November, Dezember und Jahreswechsel war so voll mit Ereignissen, dass ich denke, dass ein extra Beitrag angemessen wäre. Wer also weiter lesen möchte, hier gehts weiter.

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